Alexander Gerst: „Auf dem Mond ist es sehr dreckig“

19. November 2023

Seit mehr als 50 Jahren war kein Mensch mehr auf dem Mond. In den kommenden Jahren soll es wieder mehrere bemannte Missionen dorthin geben. Der deutsche Raumfahrer Alexander Gerst wäre wahnsinnig gerne auf einer davon dabei. Er war zwar schon zweimal im Weltall, aber bisher nur auf der internationalen Raumstation. Im Interview erzählt der 47-Jährige, wie er sich das Herumhüpfen auf dem Mond vorstellt und warum Dreck dort oben ein Problem ist.

Wie würde es sich anfühlen, auf dem Mond zu sein?

Alexander Gerst: „Das wüsste ich auch gerne.“

Ein bisschen was weiß man schon über den Mond, etwa dass man dort viel höher springen kann als auf der Erde. Würden Sie versuchen, einen Salto zu machen?

Alexander Gerst: „Die neuen Raumanzüge sind auf jeden Fall sehr viel beweglicher als die alten in den 60er Jahren. Die werden gerade gebaut, die habe ich auch schon gesehen. Früher war es so, dass die Astronauten auf dem Mond auch mal umgefallen sind und dann wie ein Käfer auf dem Rücken lagen und nicht mehr hochkamen. Das wollen wir mit den neuen Anzügen vermeiden. Aber ich bin skeptisch, ob man Saltos schlagen darf. Ein Raumanzug hat nur ein vier Millimeter dünnes Visier. Das ist alles, was einen von dem tödlichen Vakuum des Weltraums trennt. Da möchte man nicht riskieren, dass man vielleicht auf den Kopf fällt und dann das Visier reißt.“

Menschen waren schon einmal auf dem Mond, warum wollen sie nun wieder hinfliegen?

Alexander Gerst: „Man wird sich jetzt interessantere Regionen anschauen. Am Südpol des Mondes gibt es sehr tiefe Krater, wo nie die Sonne reinscheint. Das heißt, da drinnen ist es immer eisig kalt, ganz, ganz weit unter dem Gefrierpunkt. Vielleicht hat sich da im Mondstaub auch Eis verfangen. Die Untersuchungen deuten darauf hin, dass wir da tatsächlich Wassereis finden können. Das Eis könnten wir in einer Mondbasis verwenden, um Luft zum Atmen zu produzieren oder Wasserstoff und Sauerstoff als Treibstoff oder Wasser zum Trinken.“

Wäre es eigentlich möglich, sich auf dem Mond ein Glas Wasser einzuschenken?

Alexander Gerst: „Ja und nein. Auf dem Mond gibt es zwar eine leichte Schwerkraft, also alles fällt Richtung Boden. Doch man hat auf der Mondoberfläche das Problem, dass dort ein Vakuum herrscht. Wasser würde deswegen sofort gefrieren oder verdampfen. Das heißt, das Einschenken wäre schwierig. In einer Raumstation dort könnte man hingegen definitiv Wasser in ein Glas gießen. Aber wahrscheinlich würde man das so ähnlich machen wie auf der Raumstation ISS. Dort haben wir das Wasser in Beuteln, damit man nichts verschüttet.“

Welche anderen Schwierigkeiten bringt eine Landung auf dem Mond noch mit sich?

Alexander Gerst: „Auf dem Mond ist es sehr dreckig. Das ist ein Riesenproblem. Der Mondstaub hängt sich überall rein, da er elektrostatisch geladen ist. Die Raumanzüge wären bedeckt davon. Dieser Staub ist sehr scharfkantig wie Glas und kann für den Menschen gefährlich werden, wenn er in die Lunge gelangt. Das heißt, wir müssen die Anzüge gut sauber machen, bevor wir das Raumschiff betreten.“

Werden die Astronautinnen und Astronauten auch wieder Mondsteine aufsammeln?

Alexander Gerst: „Ja, und dort am Südpol zum Beispiel gibt es anderes Gestein als an den bisherigen Lande-Orten. Wir hoffen, durch das Gestein viel mehr über den Mond selbst zu erfahren und auch darüber, wo er herkam. Wahrscheinlich ist er durch eine gigantische Kollision der Erde mit einem anderen Planeten entstanden. Aber so genau wissen wir das noch nicht. Deswegen wollen wir dieses Gestein genau untersuchen.“

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dpa.

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